Einleitung

Der Konflikt um die Ukraine spitzt sich mehr und mehr zu. Die Medien lassen einen Krieg immer wahrscheinlicher erscheinen. Welche Auswirkungen ein Krieg mit hoher Wahrscheinlichkeit haben wird, wird nicht in Betracht gezogen. Vielmehr wird 77 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges ein Krieg in Europa wieder für eine reale Möglichkeit gehalten, statt deutlich zu machen, dass es bei einem erneuten Krieg in Europa keine “Gewinner” sondern nur Verlierer geben wird.

Angesichts dieser Situation hat Günter Brakelmann in den letzten Tagen ein Thesenpapier zum Konflikt um die Ukraine verfasst. Darin macht er deutlich, dass und warum ein Krieg um die Ukraine um jeden Preis verhindert werden muss.

Er kritisiert scharf die auch in den Wirtschaftssanktionen wirkende Kriegslogik. Sie besteht darin, die Gegenpartei durch Androhung bzw. Anwendung von Maßnahmen dazu zwingen zu wollen, sich auf geforderte Bedingungen einzulassen.

Als Alternative dazu votiert Günter Brakelmann für einen politischen Kompromiss zur Lösung des Konfliktes um die Ukraine, um zu verhindern, dass der Konflikt weiter eskaliert. Denn jede weitere Eskalation der gegenwärtigen Kriegsrhetorik birgt ein hohes Risiko, in einen Krieg zu schlittern – auch wenn die Konfliktparteien beteuern, keinen Krieg zu wollen.

Ein politischer, kompromissorientierter Lösungsweg fokussiert nicht auf gegenseitige Schuldzuweisungen bezüglich der Ursachen des Konfliktes. Statt dessen konzentriert er sich auf einen Ausgleich der Interessen der Konfliktparteien. Im Aushandlungsprozess eines Kompromisses, so Brakelmann, müssen alle am Konflikt beteiligten Parteien ihre Interessen offen legen und bereit sein, im Interesse einer dauerhaften politischen Lösung des Konfliktes Zugeständnisse an die anderen Konfliktparteien zu machen. Das Ziel aller Verhandlungen muss dabei eine Deskalation und Vermeidung eines Krieges sein! Dazu sind vertrauensbildende Maßnahmen auf Seiten aller Konfliktparteien erforderlich.

Die Erstunterzeichenden dieser von Günter Brakelmann verfassten Erklärung halten die Einschätzungen für zutreffend und die gemachten Vorschläge für den einzig sinnvollen Weg zur Lösung des Konfliktes und zur Vermeidung eines Krieges. Deshalb haben sie sich mit dem Autor darauf verständigt, die Erklärung an dieser Stelle als Bochumer Erklärung zum Konflikt um die Ukraine öffentlich zu machen und sie als Stimme in der derzeit reichlich irrlichternden medialen und politischen Debatte um den Konflikt um die Ukraine zu Gehör zu bringen.

Der Autor und die Erstunterzeichnenden laden jede und jeden, der bzw. die einen politischen Aushandlungsprozess, der zu einem von allen Konfliktbeteiligten akzeptierten Kompromiss führt, für den einzig gangbaren Lösungsweg zur Vermeidung eines Krieges um die Ukraine halten, ein, diese Erklärung mit zu unterschreiben und sie zu verbreiten.

Bochum, 12. Februar 2022

Zum Text der BOCHUMER ERKLÄRUNG ZUM KONFLIKT UM DIE UKRAINE VOM FEBRUAR 2022 bitte hier klicken.

Zur Unterstützung der Bochumer Erklärung per Unterschrift bitte hier klicken!

Zur Person: Dr. Günter Brakelmann (Jg. 1931) ist Prof. em. für Christliche Sozialethik und Zeitgeschichte. Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1996 war er Inhaber des Lehrstuhls für christliche Gesellschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist langjähriges Mitglied der SPD.

Das Titelfoto zeigt die Land Art Installation CommingWorldRememberMe (CWxRM) von Jan Moeyaert. Die Installation war aufgebaut bei Ypern (Flandern, BE) im Niemandsland zwischen den ehemaligen britischen und deutschen Frontlinien. Die Installation wurde im Lauf des Jahres 2018 aufgebaut und bis zum 11. November 2018 gezeigt. Foto: Jürgen Klute CC BY-NC-SA 4.0